Bischofsschloss Leuk

Schmelztiegel der Geschichte mit Hexenverbrennungen, spektakulären Schauprozessen, Friedensverträgen und einer denkwürdigen Zitronenpresse

Hier in Leuk, wo sich in geraumer Vorzeit Liguren, Kelten, Römer, Burgunder, Franken und Alemannen quasi die Türklinke in die Hand gaben, entstand im Laufe der Zeit ein wichtiger Wirtschafts- und Handelsknotenpunkt. Begünstigt durch die verkehrsstrategische Lage in der Mitte des Wallis, wo zudem der über Jahrhunderte einzige praktikable Handelsweg aus dem Berner Oberland über den Gemmipass ankam.

Nicht weniger als 20 Mühlen gab es in Leuk im Mittelalter, aber auch Handelsposten und Advokaten waren an diesem Ort angesiedelt, dessen Name wohl auf vorkeltischen Ursprung zurückzuführen ist. Die hohe Bedeutung von Leuk, das erstmals urkundlich im Jahr 515 n. Chr. Erwähnung findet, war denn auch schnell den geistlichen Würdenträgern sehr wohl bekannt. Ursprünglich vermutlich als frühromanischer Turm mit angegliederter Wohnung und Ringmauer erbaut, wurde Mitte des 13. Jahrhunderts das Bischofsschloss fertiggestellt. Der Standort entwickelte sich in der Folge bis ins 19. Jahrhundert hinein zu einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt der kulturellen und kirchlichen Macht im Wallis.

Das Bischofsschloss war aber auch Kulisse für so manch schreckliche menschliche Verfehlungen. So fanden in seinen Räumen nicht nur in den dunkelsten Zeiten des Mittelalters sondern auch noch weit bis in das 17. Jahrhundert hinein Hexenprozesse statt – 1678 wurde die vermeintliche Hexe Katharina Balin hingerichtet. Aber auch Ritter waren nicht gefeit vor der damaligen Schreckensherrschaft der Kirche: in einem aufsehenerregenden und vor Unstimmigkeiten nur so strotzenden Prozess ging es hier dem Ritter Anton Stockalper, der ein Komplott gegen die Oberwalliser Führer angezettelt hatte, im wahrsten Sinne des Wortes – an den Kragen. Zunächst gefoltert, wurde der Edelmann anschliessend auf Geheiss der Jury, in der ausschliesslich seine ärgsten Feinde sassen, auf dem Richtplatz vor dem Schloss geköpft und, als wenn das nicht schon reicht, auch noch gevierteilt.

Seitdem hat das Bischofsschloss Gottlob weitaus friedlichere Zeiten erlebt. Es war auch Ort von Friedensverträgen. So wurde hier im April des Jahres 1507 vom Bischof von Sitten und späterem Kardinal, Matthäus Schiner, sowie vom Herzog von Savoyen der Friedensvertrag zwischen dem Wallis und Savoyen unterzeichnet. Trotz mannigfacher Um- und Ausbaumassnahmen sind viele architektonische Elemente aus der Erstbebauung noch bis heute erhalten. Hierzu zählen unter anderem die rundbogigen romanischen Fenster, der grosse Kamin im östlichen Wohntrakt und die Hofmauern mit Wehrgang und Schiess-Scharten im Westen der Anlage.

Die letzte grosse Restauration beinhaltete auch die grosse Glaskuppel auf dem Schlossturm, welche von dem Star-Architekten Mario Botta entworfen wurde. Bis heute sind nicht alle in Leuk glücklich über diesen «Wurf», der im Volksmund mehrheitlich despektierlich als «Zitronenpresse» betitelt wird. Das Bischofsschloss ist heute regelmässig Austragungsort für viel beachtete Kunst- und Fotoausstellungen. Mit dem von der Stiftung Schloss Leuk im Jahr 2001 initiierten Spycher: Literaturpreis Leuk, welcher international hohe Beachtung findet, werden zudem aufstrebende Jungliteraten gezielt gefördert.

Ein Besuch in Leuk lohnt aber nicht nur des Bischofsschlosses als einem der wichtigsten Zeuge mittelalterlichen Burgenbaus im Wallis wegen. Zahlreiche trutzige Türme, Schlösser und imposante Patrizierhäuser spiegeln auch heute noch als stumme Zeitzeugen die einstige Bedeutung von Leuk wider. Das Bischofsschloss Leuk, welches, wie alles in der Geschichte, ein wechselhaftes Auf und Ab erlebte und zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch schon mal für nur 2000 Taler den Besitzer wechselte, kann in der Zeit von Mitte Juli bis Ende September immer montags bis freitags ab 11:30 Uhr besichtigt werden.

Anreise

Vom BnB Vino Veritas des dreifachen besten Schweizer Winzers der Jahre 2018, 2011 und 2007, Diego Mathier in Salgesch, können Sie sowohl mit dem eigenen Auto, den öffentlichen Nahverkehrsmitteln oder dem Velo nach Leuk reisen. Die Fahrtzeit beträgt mit dem Auto keine 10 Minuten, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind es gerade einmal 10 Minuten mehr, und mit dem Velo benötigen Sie insgesamt gut 40 Minuten.

Mit dem Auto
Von Salgesch fahren Sie entlang der Rhone östlich Richtung Susten. In Susten folgen Sie im Kreisverkehr der Ausschilderung nach Leukerbad. Am zweiten, unmittelbar darauffolgenden Kreisverkehr nehmen Sie die erste Ausfahrt rechts nach Leuk/Leukerbad. Nach einer lang gezogenen Rechtskurve fahren Sie rechts ab Richtung Dorfzentrum. Vis-à-vis vom Rathaus Leuk stehen öffentliche Parkplätze zur Verfügung.

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
Steigen Sie in Salgesch in die Regionalbahn Richtung Brig. An der ersten Station in Susten verlassen Sie nach wenigen Minuten den Zug bereits wieder und steigen in den Bus, der Sie ganz bequem und entspannt nach Leuk bringt. Steigen Sie an der Bushaltestelle Leuk-Stadt aus und laufen Sie südlich ins Dorfzentrum bis zum Bischofsschloss Leuk.

Headerbild: ©Alexandra Matter
Bild Anreise: ©christianpfammatter

FAQ:

Wann wurde das Bischofsschloss Leuk erbaut?

Die Bischofsschloss Leuk findet seinen Ursprung vermutlich in einem Turm aus frühromanischer Zeit (11-13 Jh.).

Welche architektonische Bedeutung hat das Bischofsschloss Leuk?

Das Bischofsschloss Leuk gilt als eines der wichtigsten Walliser Beispiele mittelalterlichen Burgenbaus.

Wann kann das Bischofsschloss Leuk besichtigt werden?

Das Bischofsschloss Leuk ist von Mitte Juli bis Ende September immer montags bis freitags geöffnet und kann ab 11:30 Uhr besichtigt werden.