Oechsle

Christian Ferdinand Oechsle sei Dank, dass wir heute das Mostgewicht (Verhältnis von Zucker im Verhältnis zu Wasser im Traubensaft; 1 Grad Oechsle entspricht dabei einem Zuckergehalt von etwa 2,6 g/l) bestimmen und damit den Alkoholgehalt im Wein voraussagen können. Er lebte im ausgehenden 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert als Mechaniker, Goldschmied und Erfinder in Südwestdeutschland. Die Mostwaage, auch Refraktometer genannt, gehört zu einer seiner bedeutendsten Erfindungen. Wobei, ganz korrekt formuliert, die Mostwaage existierte schon länger, aber Christian Ferdinand Oechsle stellte mit der Einführung der praktisch anwendbaren Gradeinteilung auf den Spindeln und seinem Messgerät sicher, dass den Winzern die Mostwaage in Serienfertigung zugänglich gemacht werden konnte.

Der Oechslegrad selber bezeichnet in °Oechsle oder in °Oe ausgedrückt den jeweiligen Gehalt des Zuckers im Traubenmost. Derart lässt sich auch der Alkoholgehalt im zukünftigen Wein errechnen. Dabei funktioniert die Mostwaage nah dem Prinzip dass Zucker schwerer ist als Wasser und dementsprechend eine höhere Dichte als Wasser besitzt. Dabei besteht die Mostwaage aus einer gläsernen Spindel mit einer Gradeinteilung, mit der das spezifische Gewicht des Mostes gemessen wird. Diese funktioniert nach dem folgenden Prinzip: je weniger die Spindel sich senkt, desto zuckerhaltiger ist der Most. An der Skala kann dann abgelesen werden, wie hoch der Oechslegrad ist.

So bedeuten 80 Grad Oechsle beispielsweise, dass ein Most, der diesen Oechslegehalt aufweist, vollständig vergoren einen Wein mit 84 Gramm reinem Alkohol pro Liter ergibt, Dies wiederum entspricht einem leichten Wein mit einem Alkoholgehalt von 10,6 Vol %. Die Weine mit Restsüsse des besten Schweizer Winzers des Jahrzehnts, Diego Mathier, bringen sogar bis zu 180° Oechsle auf die Waage!

Während in Frankreich und in Spanien die Masseinheit in Grad Baumé, in englischsprachigen Ländern mit Brix und in Österreich sowie in Italien nach KMV für Klosterneuburger Mostwaage bemessen wird, kommt die Masseinheit Grad Oechsle in Deutschland, in der Schweiz, in Liechtenstein und in Luxemburg zum Einsatz.